Angst vorm Fliegen

Es ist nicht hilfreich, wenn man als Vielflieger Angst vorm Fliegen hat. Das wissen die Airlines und leisten Ihren Elitegästen psychologischen Beistand. Zwar hat man sich an den Gedanken gewöhnt, dass einem im neuen Riesenvogel A380 bisweilen das eigene Triebwerk am Fenster vorbeifliegen könnte. Im Bewusstsein bleibt auch, dass da so ein paar Risse rund um die Niete herum sein sollen, die das große Blechding zusammenhalten. Aber die Airlines zerstreuen solcherlei Besorgnis mit glaubhafter technischer Aufklärung wie: „Dieser Flugzeugtyp ist so konstruiert, dass er auch ganz ohne Triebwerke sicher starten kann“ oder „selbst mit nur einem Flügel kommt dieses moderne Flugzeug wieder herunter, garantiert!“

DENKZETTEL

3/16/20172 min lesen

Thought of the day by Gunter Denk
Thought of the day by Gunter Denk

Argumentativ weniger gut vorbereitet war da der Pilot einer fernöstlichen Airline, der kurz nach dem Start in Frankfurt das Vertrauen seiner Fluggäste mit der Begrüßung suchte: „This is your pilot. Don’t worry, everything is under control!“

Sodann beklagte er, die Anlasser der Triebwerke seien nicht zu stoppen und diese würden daher immer heißer. Deshalb werde man umdrehen. Allerdings sei der Flieger für eine sichere Landung wiederum zu schwer und müsse noch etwas Kerosin loswerden. Er kommunizierte dann mit besorgtem Unterton seine Unsicherheit darüber, was denn wohl gefährlicher sei: eine Landung mit Übergewicht oder zunehmend heiße Triebwerke. Allein, wir Fluggäste wussten auch keinen Rat, zumal viele von uns selbst übergewichtig waren und nicht einmal dafür eine Lösung hatten. Nun ja, am Ende landeten wir sicher in Frankfurt und waren darüber fast so erleichtert wie der asiatische Pilot.

Flugbegleiter entwickeln bei so etwas schon einmal einen ganz eigenen Humor. So versagte mir eine ansonsten nette Amerikanerin während eines doch heftig turbulenten Fluges meine Bitte um eine weiteres Glas Champagner mit der Begründung: „Sorry, we are out of Champagne. As you may have realized the Captain drank it all alone.”

Überhaupt sind die Crews of schlagfertiger als man denkt. Beim Boarding eines morgendlichen „Rotaugenflugs“ der Lufthansa in Frankfurt bat ein Stewart, dessen sexuelle Neigung man eindeutig an der Begleitmotorik seiner Anweisungen erkennen konnte, einen Fluggast darum, doch seine Tasche im oberen Gepäckfach zu verstauen. Dafür fing er sich die Antwort des unwilligen und noch müden Geschäftsreisenden ein, dieser lasse sich „doch von einer Schwuchtel nicht vorschreiben, wo er sein Gepäck zu lagern habe“. Der gleichermaßen freundliche wir bestimmte Stewart aber hatte die umstehenden Lacher auf seiner Seite. „Schwuchtel hin, Schwuchtel her! Aber dieses Täschchen kommt jetzt nach da oben in das Fächlein“ insistierte er mit charmantem Fingerzeig auf das obere Gepäckfach.

Nicht alle Flugbegleiter gewinnen indes so schnell das Wohlwollen der Fluggäste. Als ich einmal (durch ein Upgrade beglückt in der ersten Klasse) mit Thai Inter nach Frankfurt flog, ließ ich einen stark korkigen Wein mit der Bitte um Austausch zurückgehen. Wie das so ist, erhielt ich – offensichtlich aus der gleichen Flasche – einen genauso übel riechenden Ersatz.

Der mandeläugigen, gut geformten Servicefee nun die Zusammenhänge von Wein und Kork zu erklären, erwies sich als hoffnungslos. Dererlei Kenntnisse gehörten offenkund weniger zu den Auswahlkriterien der Airline für ihr Dienstpersonal als deren präsentablen Körpermaße.

Also bestand ich ohne tiefere Begründung schlicht darauf, Wein aus einer neuen Flasche zu erhalten. Das Ergebnis erschreckte mich: Im Sturmschritt eilte der Engel der Lüfte auf mich zu und stieß mir den Flaschenhals einer neuen Flasche mit bedrohlicher Wucht direkt unter meine Nasenspitze, begleitet von der zornigen Frage: „Is this bottle now good enough for you, Sir!“

Am Ende ist man halt immer wieder froh, wenn man unten ist. Besonders wenn der „touch down“ auf die Landebahn etwas hüpfend erfolgt, und der Pilot dann einen Scherz über seine eigene Leistung macht. So geschehen in Ho Chi Minh City, als sich der Pilot nach drei „Sprüngen“ bei der Landung mit den Worten meldete: „Ladies und Gentlemen, wir sind soeben ein paar Mal in Vietnam gelandet!“

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