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Delegationsreisen
Deutschland ist auf Nummer drei der weltweiten Reisenationen nach China und den USA abgerutscht. TUI, Neckermann, Meyers Reisen und Co haben versagt. Politik und Wirtschaft sind gefordert! Wie TouristikForscher mitteilten, machen Delegationskreisen aus Politik und Wirtschaft zwar bereits jetzt 72 % des Reisemarktes aus. Dies ist aber noch bei Weitem zu wenig.
DENKZETTEL
3/18/20153 min lesen


Deutschland mit seinen Bundesländern hat 18 Regierungen, etwa 240 Minister, 522 Staatssekretäre und 144 Parlamentsausschüsse. Hinzu kommen 30 DAXKonzerne mit ihren Betriebsräten, Versicherungszentralen mit ihren Starverkäufern, die Vereinigung der Kassenärzte, NGO-Hilfsorganisationen, Caritas, Lobbyisten-Verbände und Beobachterdelegationen von Amnesty International.
Bei zwei Reisen im Jahr und 20 Teilnehmern pro Delegation ergibt dies ein Potenzial von rund 41.000 Delegationsreisen und 66.254.821 Bonusmeilen bei Lufthansa, die für Upgrades in die First Class, Mitnahme der Sekretärin oder notfalls der Ehefrau genutzt werden könnten.
Sinn und Zweck von Delegationsreisen sind es, die deutsche Wirtschaft und ihre Technologie im Ausland vorzustellen und gleichzeitig wichtige Informationen über Lösungsansätze verschiedenster deutscher Politikaufgaben im Ausland zu sammeln.
So haben sich die Landesregierung von Baden-Württemberg, der Oberbürgermeister von Stuttgart und der Regierende Oberbürgermeister von Berlin unlängst zusammengetan, um unter dem Projektnamen "BER 21" deutsche Bahn- und Bautechnologie in einem Pilotprojekt "Flughafen unter der Erde" an die Chinesen zu verkaufen. Man stößt angeblich auf ähnliches Interesse wie bei Hochgeschwindigkeitszügen.
Die Vorstände von Thyssen und Siemens reisen nach Vietnam, um sich über Rechte von Arbeitnehmervertretern und Methoden der Korruptionsbekämpfung zu informieren.
Volkswagen ist auch hier ein Vorzeigeunternehmen. So weiß man bis hinein in thailändische Regierungskreise, kommen Delegationen regelmäßig dann nach Thailand, wenn es in Deutschland kalt wird. Dann reisen Heerscharen von Management und Mittelmanagement an, besetzen die Luxushotels und beschäftigen Kfz-Zulieferanten, Landentwickler und Regierungsbehörden mit zahlreichen Fragen über die Möglichkeiten der Ansiedlung einer Autofabrik.
Wenn es in Deutschland wärmer wird, reisen sie wieder ab und denken nach. Im nächsten Winter geht das Ganze von vorne los. Alljährlich fürchten die Manager der Luxushotels, VW könnte eines Tages das Projekt ganz einstellen. Die Touristikindustrie in Thailand träfe dies ins Mark.
Die beliebtesten Delegationsziele sind Thailand (Bekämpfung von Geschlechtskrankheiten), Brasilien (Minimierung des Textilverbrauchs an der Copacabana) und Indonesien (Kulturerbe in Bali). Weniger beliebt sind derzeit Syrien (irgendwelche Streitereien im Lande), Saudi Arabien (Enthauptung von Alkoholikern, auch ausländischen!) und Pakistan (Gefährdung der Delegation durch falsch programmierte US-Drohnen).
Besonders lohnend sind Delegationsreisen für die Bemühungen von sonst eher weniger im Rampenlicht stehenden Politikern, ihr Bild in der Öffentlichkeit zu pflegen. Für sie gibt es bei Ankunft ein so genanntes "Briefing" durch Botschaft und Handelskammer (AHK). Was passiert, wenn diese arbeitsmäßig weltweit überlasteten Institutionen einmal versagen, lässt sich an Beispielen darstellen: So soll Entwicklungsminister Niebel (FDP) Ende 2012, begleitet von vier Journalisten, in Burma unter Einsatz seines Lebens durch einen Fluss geschwommen sein, um die unter Hausarrest stehende Oppositionspolitikerin und Friedensnobelpreisträgerin Aun zu besuchen. Die Enttäuschung soll groß sein, als diese nicht zu Hause war. Beim Briefing war übersehen worden, dass Aun schon ein Jahr zuvor freigekommen war und nunmehr selbst der Regierung angehörte. Niebel traf sie, selbst müde und etwas blass, beim Frühstücksempfang am nächsten Morgen im Außenministerium in Rangoon.
Bundestagsvizepräsident Thierse (SPD) soll bei einem Besuch der Chinesischen Mauer pressewirksam (in Anlehnung an die Worte des US-Präsidenten Ronald Reagen in Berlin) ins Mikrofon gerufen haben: "Mr. Hu, tear down this wall!" Die anwesenden Chinesen sollen einander dabei fragend angeschaut haben.
Bei den Regierungen der besuchten Länder lösen die Delegationen aus Deutschland bisweilen Panik und jedenfalls Überstunden aus. Wenn während der Reise nicht mindestens der Vizepremier von Laos für den Landwirtschaftsstaatssekretär aus MecklenburgVorpommern und die ihn begleitenden Zahnärzte zur Verfügung steht, wird dies von der Delegationsleitung als unverzeihlicher diplomatischer Fauxpas aufgenommen. Was soll der Zahnarzt denn dem wehrlos mit offenem Mund auf dem Behandlungsstuhl sitzenden Patienten erzählen, wenn er nicht mindestens einen Vizepremier getroffen hat?
In verschiedenen Entwicklungsländern sollen die Staatschefs nach Vorbild von Saddam Hussein Doppelgänger ausbilden. Diese müssen sich aber nicht erschießen lassen, sonder schlimmer: Sie haben nur eine Aufgabe, nämlich deutschen Delegationsreisen für Fragen zur Verfügung zu stehen und das übliche "Memorandum of Understanding" mit dem Unterstaatssekretär für Kulturfragen aus dem Saarland zu unterzeichnen.
Dem Vernehmen nach soll inzwischen auch ALDI-Reisen den Trend erkannt haben: Für überschuldete Kommunen bietet man ab 2014 Billig-Delegationsreisen nach "Malle" und Antalya mit Ryan Air an. Höhepunkt des Programms ist die Unterzeichnung eines Kulturabkommens mit Jürgen Drews (Malle) und eine Literaturlesung von Kaya Karjan (Antalya).
Die Stadtwerke Bochum, unter kritischer Beobachtung wegen drohender Pleite nach einem Steinbrück-Vortrag, sollen als Erste gebucht haben.
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